Fast ist sie vorbei, die Kirschbluetenzeit aber am Sonntag hat sich das Wetter ausnahmsweise mal wieder von seiner besten Seite gezeigt und zu einem Ausflug ins an Tokyo angrenzende Kamakura eingeladen. Ein Fest ( jap. Matsuri ) war angesagt ... und ... die Wahl zur Miss Kamakura.
Die Parade fuehrte entlang der Hauptstrasse zum Tsurugaokahachimangu-Tempel ( was fuer ein Wort ;-))
Schaulustige saeumten die Strassen um die prachtvollen "Omikoshi" zu bewundern, die unter sichtlicher Anstrengung von den Jungs auf ihren Schultern getragen wurden, alle paar Meter zu budhistischen Gesaengen hin- und herwippend.
Und ... durch die Menschenmassen ging es dann rauf zum Tempel.
Natuerlich habe ich meine Kamera nicht nur auf die Hauptprotagonisten gerichtet. Hier ein paar schoene Beispiele fuer den japanischen "Uniformen-Fetisch".
Japan ist das Land der Uniformen. Keineswegs Sinnbild von Militarismus sondern einfach ein Symbol fuer die Zugehoerigkeit zu einer Gruppe ... etwas, was in Japan wichtig ist. Jeder Supermarkt hat seine eigene Uniform, jeder Parkwaechter, jede Schule, jede Universitaet, jeder Sportclub, im Grunde eigentlich jeder. Selbst Leute ( insbesondere der maennliche Teil der arbeitenden Bevoelkerung ), die im Buero arbeiten, kleiden sich immer im Anzug, wobei nur wenige Variationen zulaessig sind ... schwarz, dunkelblau oder dunkelgrau muss er sein ... hab hier in Tokyo noch nie jemanden in einem braunen oder hellgrauen Anzug gesehen. Nur wenn man mal gerade nicht arbeitet, was in Japan natuerlich selten vorkommt, und auch gerade in keinem Verein oder einer anderen Gruppe ist, kann man seiner Individualitaet Ausdruck verleihen ... so wie der Herr hier, dessen Antlitz auch in die Linse meiner Kamera geraten ist.
Spieglein, Spieglein an der Wand ... wer ist die schoenste im ganzen Land ? Der Parade folgend, sind wir dann irgendwann am Tempel angekommen ... und da standen sie ... die Anwaerterinnen fuer die "Miss Kamakura" ...
... nicht etwa im Bikini ... sondern zuechtig in einen edlen Kimono gehuellt. Ein Priester segnet die Damen, die dann anmutig zu allen Seiten des Tempels tippeln um sich dem Publikum zu praesentieren ...
... und sich natuerlich ordentlich zu verbeugen.
Dann sind wir zum Meer ... aber nicht ohne vorher nochmal ein wenig durch die Parkanlagen zu schlendern, die den Tempel umgeben. Der Fruehling ist in Japan besonders schoen ... und alles, was in Parks und Gaerten waechst, ist natuerlich so aufeinander abgestimmt, dass sich im Laufe des Jahres immer wieder ein anderes Bild mit anderen Farben ergibt. Ich selbst bin kein grosser Experte der Gartenkunst ... kann den Anblick aber durchaus geniessen.
Und natuerlich die Kirschbluete ... immer und immer wieder ... in scheinbar unendlichen Variationen und sie ist natuerlich der Klassiker, der den Fruehling in Japan ueberall auf der Welt beruehmt gemacht hat ... und das zu Recht.
Auf dem Weg zum Meer musste ich aber auch noch einen anderen Schnappschuss machen. Was ist das ???
Ja ... ein Fahrrad ... natuerlich ... aber man achte auf den Aufbau. Eraten wozu er dient ? Also ich musste auch erst nachfragen. Das Fahrrad dient ( wie sonst eigentlich eher Motorraeder mit gleicher Konstruktion ) dem Transport von Nudelsuppe. Eine Federung soll das Verschwappen der Suppe verhindern, wenn sie zum Kundengeliefert wird. Pizza-Taxi auf Japanisch sozusagen.
Und es gab noch eine andere Ueberraschung. Ein deutsches Restaurant !!!
Bratwurst in Kamakura ... und Japan ist nicht etwa Mallorca, wo man an jeder Ecke der deutschen Kueche froenen kann. In Japan ist es schon eine Seltenheit und natuerlich konnte ich nicht umhin, die japanische Bratwurst einem deutschen Geschmackstest zu unterziehen ...
... der allerdings ein wenig entaeuschend ausgefallen ist ... obwohl es doch lecker aussieht, oder ? Aber ... man soll dann doch wohl besser Bratwurst in Deutschland essen und Sushi in Japan ... was wir am abend dann auch gemacht haben um unsere Geschmacksnerven wieder wohl zu stimmen.
Zwischen Bratwurst und Sushi lag allerdings noch ein Eis, das Naoko allerdings nur zum Teil geniessen konnte. Raubvoegel, im warsten Sinne des Wortes, kreisen am Strand und ein Schild auf japanisch weist darauf hin, dass man doch auf alles Essbare aufpassen sollte, das man bei sich traegt oder am Strand verzehrt. Fanden wir sehr lustig ... bis tatsaechlich eines der majestetisch in den Lueften schwebenden Adleraugen herabgestuerzt kam und ... schwupp ... das Eis war weg ;-))) So schnell war ich mit der Kamera natuerlich nicht ... um diesen in der Tat spektakulaeren Raub festzuhalten ... und vor allem die verbluefften Gesichter danach. Daher hier der Taeter vor seinem kuehnen Sturzflug.
Irgenwann ging es dann wieder heim in die grosse Stadt. Mit einer der alten Eisenbahnlinien, dem "Monorail", der die Staedte Kamakura und Enoshima verbindet. Ein Hauch von Nostalgie, mit ein ereignisreicher Tag seinen Abschluss gefunden hat.
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