Sonntag, 9. September 2007

Deutschland, wo bist Du ?

Sonntag im Yoyogi-Park ... brasilianisches Fest ist angesagt. Mindestens ein Mal im Monat praesentiert sich ein anderes Land mit Kultur, Informationen, landestypischer Musik und Speisekarte. Deutschland habe ich dort allerdings noch nie gesehen und auch von keinem bisher gehoert, dass jemals so eine Veranstaltung stattgefunden haette ... nicht einmal im sogenannten Deutschlandjahr. Traurig und irgendwie beschaemend, dass von deutscher Seite so wenig Interesse besteht, sich im Ausland zu praesentieren. Japan gehoert noch immer zu den wichtigsten Wirtschaftspartnern, aber die juengere Generation hat laengst andere Laender fuer sich entdeckt und gibt das Ersparte lieber fuer Mode aus Frankreich oder Italien aus, anstatt wie noch die aelteren Japaner mindestens einmal im Leben auf Schloss Neuschwanstein gewesen sein zu muessen. In den wohlhabenden Vierteln wechseln sich zwar immer noch BMW und Mercedes vor der Haustuer ab, aber ausserhalb einiger Nieschen des Techniksektors hat Deutschland hier so gut wie keine Marktanteile mehr.
Das einzige, was man hier auf die Beine gestellt hat, war die Karnevalsparty in der Botschaft im Februar. Voellig ueberteuerter Eintritt, Sushi aus dem Supermarkt statt Sauerkraut und Wuerstchen, viel Sponsorenwerbung und wenig Karneval. Das konnten dann selbst die Amis besser, die sich am Unabhaengigkeitstag nicht haben lumpen lassen und fuer 1000 Yen Eintritt ( ca. 7 Euro ) Freibier bis zum Abwinken angeboten haben. Das war dann allerdings auch schon alles, was sie besser konnten ... viel patriotisches Gehabe ... und ob das Freibier allein zur Image-Pflege ausreicht, bleibt dann doch zweifelhaft.
Ja ... das Oktoberfest ... das gab es hier und wird auch wieder Ende September in Yokohama stattfinden ... allerdings wohl wieder ohne jegliche deutsche Praesenz ( ausser ein paar als Gelegenheitskellner angeheuerten Deutschen, die wie ich die Fahne hochhalten ) ... ansonsten ist selbst das Oktoberfest hier "Made in Japan" ... was der Stimmung zwar nicht schadet, aber traurig ist es schon, dass offenbar so wenig Interesse in den eigenen Reihen daran besteht, sich mit deutscher Kultur zu praesentieren.

Aber zurueck zum brasilianischen Fest ... Brasilien praesentiert sich wie erwartet farbenfroh. Heisse Samba-Rythmen und Taenzerinnen locken die Besucher an ... und auch die brasilianische "Bratwurst" ist nicht schlecht. Dabei sind mir halt nur die obigen Gedanken gekommen und ein Fest in "schwarz-rot-gold" ( statt in gruen-gelb ) waere sicher auch nicht verkehrt ... sonst denkt die naechste Generation wahrscheinlich, dass auch noch das letzte Symbol deutscher Kultur ... die Bratwurst ... aus Brasilien kommt ;-))) Zumindest erinnern sich einige Fussball-begeisterte Japaner angesichts der erst kuerzlich stattgefundenen WM daran, dass nicht nur Brasilien eine Fussballmannschaft hat. Noch ist Polen ... oder besser Deutschland wohl nicht verloren und ich hoffe, dass mich in 10 Jahren hier nicht irgendeiner fragt, wo Deutschland eigentlich liegt.

Hier jedenfalls einige Impressionen vom Fest ... bei angenehmen 30 Grad kann man am Sonntag fuer ein paar Stunden durchaus Brasilianer sein ... und ... Maedels in knappen Bikinis und Sambaklaenge kommen im Sommer doch besser rueber als Dirndl und Blasmusik ;-)))





Auf dem Rueckweg dann noch etwas ganz japanisches. Eine der vielen Shinto-Prozessionen, die im Herbst stattfinden. Nur eine kleine ... und sie wirkte auf der Omotesando-Dori ( neben der Ginza die Konsum-Meile schlechthin ) doch etwas verloren. Tradition und Moderne ... religioese Gesaenge zwischen Konsum-Tempeln, traditionelle Kostueme zwischen shopping-hungrigen Japanerinnen mit Gucci-Brillen und Prada-Taeschchen.


Da wirken solche "Ansichten" wie auf dem naechsten Bild schon trotzig ... und zumindest komisch ;-)))

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